Idomeneus, Deutsches Theater

Idomeneus in der Inszenierung von Jürgen Gosch: Allein sein Name brachte mich in Versuchung. Obwohl mich Mythen, die im antiken Griechenland spielen, nicht unbedingt hinterm Ofen hervorlocken. Das war bei diesem Stück anders. Der viel zu früh verstorbene Jürgen Gosch hat am Deutschen Theater Kultstatus erreicht, ich wollte unbedingt alles von ihm sehen, was noch gezeigt wurde.

Der Text war toll: dicht, tiefgründig, gesprochen von großartigen Schauspielern. Zum Glück bin ich reingegangen!

Das Stück ist aufgeregt und leise, immer intensiv. Es thematisiert den Zweifel – in all seiner Menschlichkeit und mit seinen verklärenden Folgen. Für die Gesellschaft und für den Einzelnen. Mal spricht der Chor, mal der Einzelne. Die Übergänge sind fließend. Ohne Priorität oder Vergleich – beide Ebenen ergänzen sich. Die Spannung entsteht durch Sprechpausen und – überraschenderweise – duch Humor! Auch durch das karge Bühnenbild wirkt die Inszenierung: Im Mittelpunkt steht der Mensch. Besser gesagt der Homo Vivens. Eine Liebeserklärung an das Leben. Entwaffnend und schön.