VI. Abonnement-Konzert der Berliner Staatskapelle, Philharmonie
Mein kulturelles 2014 begann heute in der Berliner Philharmonie. Endlich! Auf dem Plan stand das sechste Abonnementkonzert der Staatskapelle mit Daniel Barenboim. Als Solistin war Dorothea Röschmann dabei, die Richards Strauss‘ „Vier letzte Lieder“ interpretierte. Diese vier großartigen Mini-Opern, wie ein Freund sie einmal nannte, gehören nicht zuletzt wegen der emotionalen Verbindung zu Hermann Hesse in meinen frühen 20ern zu meinen Klassik-Favoriten und waren der Grund für meinen Ticketkauf.
Röschmanns Sopran war wunderbar, überraschender Star des Abends wurde aber definitiv Strawinskis „Le sacre du printemps“, das in der zweiten Hälfte des Konzerts gespielt wurde. In der Ersten kam – neben den Vier letzten Liedern – „Instances“ von Elliott Carter zur deutschen Erstaufführung. Zuvor hatte Barenboim uns mit verschmitztem Augenzwinkern eine kurze Einführung in das Stück gegeben. Vielleicht auch deswegen war beim Hören das Bild von Tom und Jerry in meinem Kopf: Jerry mit dem Gesicht von Putin persönlich, der dem Westen (Tom) auf der Nase herumtanzt … in den dunklen Tönen vermischten sich die Geschehnisse auf der Krim. Wurde definitiv nicht langweilig.
Nach der Pause wurde es furios: „Le sacre du printemps“ bot dem Ohr so viel, dass den Musikern die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Publikums sicher war. Während Mozart noch langweilige Hintergrundmusik für Teeveranstaltungen komponierte, ging Igor Strawinski mit dem Ziel ans Werk, die großen Konzertsäle des 20. Jahrhunderts zu füllen. Das Orchester war dann auch grandios in Szene gesetzt, spielte mit Lautstärke und Spannungsgefühlen.
Hesse nannte den Frühling „in Gleiß und Zier von Licht übergossen wie ein Wunder“. Strawinski brachte dieses Licht in Noten, ließ seine Geigen als ein Ensemble der gestreckten Hälse auftreten und Frühlingsgefühle schlagartig ausbrechen. Ich war wirklich froh, die Hand meines Freundes augenblicklich nehmen zu können.
Die Bläser bewiesen, dass klassische Konzerte es eben doch drauf haben und alles andere als eindimensional sind. Die Pauke kitzelte das Motivations-i-Tüpfelchen aus mir heraus und ich schrieb noch am selben Abend meinen ersten Blogartikel.
Jetzt kann der Sommer kommen. Ich will ihn kulturell und überhaupt in mindestens 4D wahrnehmen und sage: „Hallo, Bloggerwelt!“
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