House for sale, Volksbühne
Die Bühne ragte weit in den Zuschauerraum hinein, auf ihr Laub und ein Geräteschuppen. Die Wand zur Volksbühnen-Hinterwelt war mit rotem Lack geschmückt. Dazu drei gute Schauspielerinnen und eine großartige Sophie Rois. Mehr brauchte die heutige Premiere des neuesten René-Pollesch-Werks nicht zu ihrem Erfolg.
Das Stück selbst verweigerte – wie man es von Pollesch ja gewohnt ist – tiefergreifende Charaktere und konzentrierte sich stattdessen auf die Theorie in Form einzelner Episoden. Hängen blieben einzelne Thesen … manchmal Aphorismen. Das Überraschende: Es war lustig!
Jede Episode war gespickt mit ironischen Anspielungen, gern auch selbst-reflexiv. Ich habe noch nie ein Stück von Pollesch gesehen, das mit einem solch trockenen Witz seine ureigenen Merkmale karikiert. Da lobt Schauspielerin A die wahnsinnig umständliche Ausdrucksweise von Schauspielerin B, die nur resigniert erwidert, sie hätte gedacht, es gäbe auch ein Interesse an ihr als Mensch.
Pollesch inszeniert in Referenzen. Er lässt drei russische Schwestern lust- und gewaltvoll kämpfen und parodiert dabei wie nebenbei die wiederentdeckte Liebe seiner Volksbühne zu Anton Tschechow. Und das Theater wird mit der Kirche verglichen und seine Prunksucht gleichgesetzt.
Am Ende dieses Abends war klar: Im Mittelpunkt stand das Theater selbst. Sophie Rois beschwert sich über das billige Bühnenbild und ruft ihre Schauspieler-Kollegen dazu auf, einfach mal zuzuschlagen. Warnt Pollesch also vor dem „Theater for sale“, in dem nichts Neues mehr geht? Gerade hier in Berlin mag ich daran nicht recht glauben. Der Abend hat sich trotzdem gelohnt!
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